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Musik in Coronazeiten

Veröffentlicht am 16.09.2020

Die Corona-Pandemie hat unser aller Leben erschüttert wie selten ein Ereignis seit dem 2. Weltkrieg. Allenfalls die Atomkatastrophe von Tschernobyl Ende April 1986 legte einen ähnlichen bleiernen Schleier von Angst und Ungewissheit über uns hier in Europa. Aber Tschernobyl betraf in der Hauptsache Europa, aber die Corona-Pandemie betrifft die ganze Welt.

Wie immer in Krisenzeiten musste das Kunst- und Musikleben als erstes dran glauben. Lange Monate ging gar nichts, noch immer sind Musikveranstaltungen nur mit strengen Auflagen und großen Limitierungen möglich.

Aber der Mensch ist ein findiges Wesen, wir Musiker fanden Mittel und Wege, um mit dieser Herausforderung umzugehen. Namentlich das Internet und der Livestream wurden verstärkt als brauchbare Medien entdeckt, um auch in Zeiten der sozialen Distanzierung kulturell aktiv bleiben zu können.

Ich selbst hatte diesbezüglich Glück: Der Fernunterricht klappte per Telefon ganz gut (Internet braucht es dazu nicht! Nur in Ausnahmefällen), wenn auch sehr schnell klar wurde, dass das nur eine zeitlich begrenzte Übergangsregelung sein kann.

Öffentliche Auftritte während der Zeit des Lockdowns waren freilich nicht möglich, und den Livestream als Ersatz für ein Live-Konzert empfinde ich mehr als unbefriedigend. Es ist einfach etwas ganz anderes, wenn ein voller Saal seine Aufmerksamkeit bündelt.

Umso wichtiger finde ich, dass zumindest Kleinveranstaltungen von 50-100 Zuhörern (mit der gebotenen Vorsicht und entsprechenden Auflagen) gefördert und unterstützt werden. Denn diese sind das Herz einer jeden Kulturszene, wenn auch große Massenveranstaltungen mit mehr als 500 Zuhörern natürlich mehr Aufmerksamkeit erregen.

Meine beiden Schubert-Konzerte diesen Sommer waren diesbezüglich interessante Erfahrungen. Beide waren vor geladenen Gästen im quasi halbprivaten Rahmen. In Meran herrschte Maskenpflicht, das Konzert in Spitz fand quasi im Freien statt. Ich spielte mit dem Flügel in der offenen Terassentür, die Gäste saßen auf der Terasse und im Garten.

Es war wunderschön! Was mir besonders auffiel: bei beiden Konzerten herrschte eine größere Aufmerksamkeit als sonst. Die Konzentration, das Verständnis für die Musik schien mir tiefer als bei vielen öffentlichen Konzerten mit viel mehr Zuhörern.

Beide Aufführungen gingen auf private bzw. quasiprivate Initiativen zurück, was mich sinnieren lässt: hat Corona uns vielleicht unter anderem auch gezeigt, dass wir viel mehr unsere private Liebe zur Musik wieder entdecken sollten? Selten hatte ich den Rahmen der Aufführungen für diese Art Musik als so entsprechend empfunden.